Deutschling - Deutsch Far Away

Der Mond - la luna: Wie Sprachen unser Denken beeinflussen (Deutschling Podcast)

Nadine Jochims Season 1 Episode 14

Hallo, liebe Eltern, willkommen zu einer neuen Folge von Deutschling - Deutsch far away! Heute habe ich ein ganz besonderes, eher wissenschaftliches Thema, auf das ich zufällig gestoßen bin und das mich seither fasziniert. Im Studium konnte ich mich solchen Fragen ausführlich widmen, heute knüpfe ich an mein Vorwissen zur Mehrsprachigkeit an. Also, schnappt euch eine Tasse Kaffee oder Tee, lehnt euch zurück und lasst uns über Mehrsprachigkeit und Wahrnehmung sprechen!.

Kürzlich sah ich beim Scrollen durch Social Media eine Studie, in der untersucht wurde, wie Sprache unser Denken beeinflusst. 

Dass Mehrsprachigkeit ein Gewinn ist, hat sich mittlerweile gut rumgesprochen, aber noch in den 1960er Jahren dachte man, dass mehrsprachige Kinder weniger intelligent seien als andere Kinder im gleichen Altern. Heute wissen wir, dass Mehrsprachigkeit das Gehirn trainiert und die Leistungsfähigkeit erhöht (die Quelle findet Ihr in den Shownotes). Mehrere Sprachen zu sprechen verbessert auch unser visuelles Gedächtnis, also die Fähigkeit, sich an Gesehenes erinnern zu können und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Probleme in diesem Bereich würden sich beim Rechnen und Lesenlernen, Figuren, Sudoku, Mühle, usw. zeigen.

Aber nicht nur das: Mehrsprachigkeit beeinflusst auch unsere Wahrnehmung, unser Denken.

Wie?

Stell Dir vor, Du betrachtest den Nachthimmel und siehst den Mond, vielleicht sogar einen runden Vollmond.  Wie sieht der Mond aus? Wenn der Mond eine Person wäre, wie würdest Du ihn beschreiben? Denk bitte wirklich mal drüber nach, versuche möglichst viele Adjektive zu finden, nicht nur gelb und rund, und teile das auch gern mit mir in den Kommentaren, bei Youtube z. B. oder Instagram. 

Liebe Eltern, jede Minute, die ihr mit euren Kindern in eurer Muttersprache verbringt, ist ein unschätzbares Geschenk, das ihnen Weltoffenheit, Toleranz und Flexibilität mit auf den Weg gibt.  Und diese Vielfalt ist es, die unsere Welt so wunderbar macht.

Quelle:
Boroditsky, Lauren A. Schmidt, Webb Phillips; Published 2003; Linguistics, Psychology. Sex, Syntax, and Semantics (Lera Boroditsky).



Schreib mir eine Nachricht.

Schreib mir, wenn Du Fragen an mich hast oder Du gern mal in meinen Podcast kommen möchtest, um von Deinen Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit zu berichten.

Website und Deutschkurse für Kinder:
https://courses.worldlanguage-explorers.ca

German for Friends (beginners):

Weekly German beginner classes for learners age 9-13, starting in September 2025, Tuesdays at 5 PM EST.

https://courses.worldlanguage-explorers.ca/products/courses/german-for-friends


Email-Adresse:
worldlanguage.explorers@gmail.com

Höre den Podcast hier:

Spotify:

https://open.spotify.com/show/77sJi4Ep8dDnxC8RBarfAU

Apple:

https://podcasts.apple.com/de/podcast/deutschling/id1720205988

Youtube:

https://www.youtube.com/channel/UCUi98c9YKtopCW6LNwyadYA

Speaker 1:

Okay, also hallo. Liebe Eltern, herzlich willkommen zu einer brandneuen Folge von DeutschLangeng Deutsch Far Away, dem Podcast, der euch auf der spannenden Reise der Meersprachigkeit eurer Kinder begleitet. Ich heiß Nadine Jochim, ich bin Sprachlehrerin, auswandererin und Mutter von mehrsprachigen Kindern. Heute habe ich einen ganz besonderen Gast bei mir zu Besuch, und ich freue mich schon so sehr auf dieses Gespräch mit ihr. Heute mit mir im Podcast ist Jasmin Meyer von ExtraDeutsch. Willkommen, liebe Jasmin, ich freue mich so, dass du da bist.

Speaker 2:

Hallo, liebe Nadine. ich freue mich super, dass ich hier eingeladen wurde, danke schön.

Speaker 1:

Ja, wir haben ja schon zusammen eine kleine Weihnachtsfeier gehabt, so inoffiziell unter Deutschlehrerin, weil wir irgendwie niemanden so richtig hatten. Als Businesspartner, sag ich mal, und das war sehr schön, dass für uns da ausgetauscht hatten. Kurz vor Weihnachten hat mir auch richtig gut gefallen. Und dann haben wir gesagt, eigentlich müssen wir mal so eine Podcast-Folge zusammen aufnehmen. Und jetzt hat es endlich geklappt, freue mich riesig. Ja, und bevor wir tiefer in das Thema Meersprachigkeit und Deutschlern eintauchen, wollte ich dich bitten, dass du uns hier nochmal kurz erklärst, wer du bist, was deine Leidenschaft für Sprachen und das Unterricht von Deutsch als Fremdsprache oder Zweitsprache entfacht hast.

Speaker 2:

Ja, also, mein Name ist Jasmin Meyer Wiedahl. Ich bin Deutschlehrerin, zweisprachig aufgewachsen, und ich helfe deutschsprachigen Familien, die im Ausland leben, ihre Familiensprache, deutsch, an die Kinder weiterzugeben.

Speaker 1:

Wow, Also das sind Kinder, die von Eltern abstammen, die Deutsch gesprochen haben oder Deutsch gelernt haben oder auch Deutsche sind und die in der Türkei halt diese Sprache auch weiter pflegen wollen als Familiensprache.

Speaker 2:

Also, das sind zum größten Teil Expert-Kinder, also Kinder von Familien, die für einen bestimmten Zeitraum im Ausland leben, weil vielleicht der Papa oder die Mama eine Stelle im Ausland bekommen hat, und dann zieht die Familie um. Es sind aber manchmal auch Auswanderer-Kinder oder es können auch Langzeitreisende sein. Und alle diese Familien haben gemeinsam, dass sie Deutschsprachig sind, also dass Deutsch eine der Sprachen ist, die in der Familie gesprochen wird. Meistens ist es so, dass in der Familie durch die Familienkonstellation schon mehrere Sprachen vorhanden sind, und dadurch, dass die Familie dann zusätzlich noch in einem anderen Land lebt als ihre Deutschsprachige Heimat, sprechen die Kinder dann auch gleich mal drei, vier, fünf Sprachen.

Speaker 1:

Wow, wahnsinn, oder Ich finde das immer so cool. In Deutschland muss ich schon sagen, wenn man dann sagt, mein Kind ist irgendwie dreisprachig oder so, dann guckt man oft an so eine Grenze, dann gucken die Leute einem mit boßen Augen an und sagen wie kann das sein? wie funktioniert das? Wenn man jetzt hört, so fünf oder vielleicht sogar auch acht Sprachen hatte ich auch schon mal eine Schülerin dann ist das doch immer so ein Riesenmysterium. wie funktioniert das eigentlich? Aber ja, und du bist halt für den Deutschunterricht quasi zuständig. Also, du regelst dann, dass die Familiensprache Deutsch gepflegt wird und weiter geführt wird. Wie oft machst du das so in der Woche mit einem Kind?

Speaker 2:

Also, es kommt ganz darauf an, was die Familie sich vorstellt, was die Familie braucht. Klar, das ist mir im Vorgespräch ganz wichtig mit der Familie festzulegen, wie eigentlich die Zukunftspläne auch aussehen. Dann, ich arbeite mit Familien in der Regel über mehrere Jahre hinweg, wow. Und es gibt verschiedene Möglichkeiten. Also, entweder die Familie hat jetzt, ich sage mal, ein Kind, und das geht auf eine internationale Schule. Dort wird Englisch gesprochen. Vielleicht gibt es dann später auch nochmal andere Fremdsprachen wie Französisch oder Spanisch, aber Deutsch ist eben nicht im Angebot. Und dann kommt die Familie zu mir und sagt hey, wir hätten gerne, dass unser Kind auch deutsche Lesen und schreiben kann. Das wäre uns ganz wichtig, weil wir vielleicht in drei Jahren wieder zurück nach Deutschland oder Österreich oder wo auch immer hinziehen. Oder es gibt natürlich die Konstellation, dass die Familie sagt hey, unser Kind ist auf einer internationalen Schule, aber wir sind damit gar nicht glücklich. Wir wollen unser Kind auf eine deutschsprachige Auslandsschule schicken.

Speaker 2:

Oder die Familie sagt okay, wir sind zwar jetzt hier im Ausland, aber wir wissen ganz sicher, dass wir in zwei, drei Jahren nach Deutschland zurückgehen. Ich sage jetzt immer stellvertretend Deutschland, aber das meint natürlich auch andere deutschsprachige Länder. Nein, österreich, schweiz, luxemburg, genau. Und wir wissen ganz genau, dass wir zurückgehen, und wir möchten gerne, dass unser Kind es leicht hat, auf die deutschsprachige Schule zu gehen, wenn wir zurück sind, und dann auch eine Möglichkeit hat, aufs Gymnasium zu gehen, was ja im deutschen System, also im Deutschland-Deutschen-System, auch immer mit einigen Schwierigkeiten verbunden sein kann, besonders wenn man im.

Speaker 2:

Ausland gelebt hat.

Speaker 1:

Oh ja, davon kann ich selber ein Lied singen, als Mutter Ja genau. Also hätte ich dich mal vorher kennengelernt. Das ist echt mal schon mal sehr cool, was du uns hier berichtest. Also Expert-Kinder vor allem oder Auswandere Kinder, langzeitreisende, auf jeden Fall Menschen, die in Bezug haben zur deutschen Sprache oder auch ihre Zukunft in einem deutschsprachigen Land sehen, find ich super. Kommen wir mal zur Mehrsprachigkeit Noch mal zurück. Viele Menschen träumen ja davon, mehrsprachig zu sein. Wann hast du denn für dich realisiert, dass Mehrsprachigkeit dein Weg ist, und wie hat dich das persönlich und beruflich bereichert?

Speaker 2:

Also, ich bin schon zweisprachig aufgewachsen. Meine Mama kommt aus der Türkei, mein Vater ist Deutscher, und bei uns wurden immer beide Sprachen zu Hause gesprochen.

Speaker 1:

Toll echt, dass deine Eltern das gemacht haben, ist so super. oder Ist du dir nicht total dankbar?

Speaker 2:

Ja, total. Ich muss aber auch sagen und das ist mir erst auch gefallen, nachdem ich dein Podcast so intensiv gehört habe Ich habe sehr viel Glück gehabt dadurch, dass meine Familie bestimmte Konstellationen geschaffen hat zu Hause, die die Mehrsprachigkeit gefördert haben. Also zum Beispiel ich hatte eine Oma, also meine türkische Oma, die im Winter über mehrere Monate jedes Jahr zu uns gekommen ist und die natürlich nur türkisch mit mir gesprochen hat. Ich hatte die Möglichkeit, jeden Sommer in die Türkei zu fahren und dann dort auch lange zu bleiben, also die Sommerferien voll auszuschöpfen und auch bevor ich in die Schule gekommen bin, auch länger dort zu bleiben. Meine Mutter hat mich einmal über mehrere Monate in die Türkei geschickt, mit meiner Oma zu bleiben, damit ich die Sprache lernen kann, und das hat natürlich enorm geholfen und auch meine Oma natürlich auch keine Visumsschwierigkeiten hatte, um zu uns nach Deutschland zu kommen.

Speaker 1:

Stimmt, das ist ja auch so ein Aspekt. Das sehen wir auch mit Kanada. Wir leben ja auch meistens in Kanada, und wir können unbegrenzt bleiben. Aber wenn die Oma kommt, muss sie halt dann nach sechs Monaten. Das ist ja noch ganz nett eigentlich, aber ich weiß, in anderen Ländern darf man vielleicht nur drei Monate bleiben. Dann muss sie halt wieder gehen, und deine Oma konnte halt länger bleiben und sich um dich kümmern.

Speaker 2:

Meine Oma war in den 60er Jahren nach Deutschland ausgewandert und hatte da durch ein Aufenthaltstitel. In meiner Kindheit war sie dann schon wieder zurück in der Türkei, aber den Aufenthaltstitel hatte sie noch, und dann konnte sie also kommen und gehen, wie sie wollte.

Speaker 1:

Das ist so wichtig, dass das eben auch möglich ist, dass die Familie, mitglieder zusammen sein können und dass dadurch dann eben auch für dich diese Kultur, dass die Kultur greifbarer geworden ist und dass du die Sprache eben auch so gut gelernt hast. Ja, genau Ja, und wie hat dich das so persönlich bereichert, dass du mehrsprachig bist?

Speaker 2:

Ich verdanke meine Mehrsprachigkeit eigentlich alles, auch meine Arbeit, die ich jetzt mache, denn ich habe dadurch die Möglichkeit gehabt, hierher in die Türkei zu kommen, wo ich jetzt im Moment lebe, und mich hier ganz schnell zu Recht zu finden, und ich habe dadurch die Möglichkeit gehabt, auch mir bewusst zu werden, was die deutsche Sprache auch für mich bedeutet, und Rücken zu schlagen und Türen zu öffnen für andere, und das ist, glaube ich, ganz wichtig für mich. Also, man weiß nie, was einem die Mehrsprachigkeit alles bringen wird, und deswegen finde ich das auch so wichtig. Egal, welche Sprache zu Hause gesprochen wird Das kann jetzt türkisch sein, oder das kann russisch sein, oder das kann kinesisch sein, oder was auch immer Jede Sprache ist wertvoll, und jede Sprache sollte unbedingt gepflegt werden, denn man weiß nie, was die Kinder damit später machen wollen.

Speaker 1:

Genau das finde ich auch ein super wichtigen Aspekt, den du sagst jede Sprache ist gleich viel wert. ich habe auch in einer anderen Podcastfolge mal drauf hingewiesen. also hier bei uns geht es halt gerade um Deutsch als Mutter oder Herkunftssprache, aber das gilt für alle Sprachen, und ich finde das auch ganz, ganz wichtig, auch wenn man vielleicht als Elternteil denkt wozu braucht mein Kind bosnisch oder rumänisch oder so? Ja, doch, das ist wichtig, und wie du schon sagst, man weiß ja nie, wie das Kind das mal gebrauchen wird.

Speaker 2:

Genau also für mich war es zum Beispiel wichtig, hier in die Türkei zu kommen, um auch mich selber besser zu verstehen und kennen zu lernen. Und das hätte ich eben nicht gekonnt, wenn ich die Sprache nicht gekonnt hätte, und dann hätte ich einfach eine Riesenhürde gehabt, die ich hätte überwinden müssen. Wenn ich muss sagen, ich habe türkisch nur Sprechen gelernt, lesen habe ich mir so selber angeeignet, wow. Und wenn ich das strukturiert gelernt hätte, so wie ich das mit meinen Schülerinnen und Schülern mache, dann hätte ich noch einen besseren Vorteil gehabt, als ich hatte. Aber alleine die Sprache zu sprechen, hat mir schon so viel geholfen, hierher zu kommen, und ich wollte eigentlich nur sechs Monate bleiben. Jetzt muss ich mal rechnen, zwei Jahre dieses Jahr.

Speaker 1:

Wow, bisschen länger geblieben als erwartet, bisschen länger ausversehen.

Speaker 2:

Ja, und jetzt habe ich hier geheiratet, und ich fühle mich hier putevohl.

Speaker 1:

Ja das ist jetzt so dein Zuhause mit deinem Mann, ja schön. Und du hast aber auch noch Familie von deiner Seite, sag ich mal, die dann auch noch in der Türkei lebt und mit denen du auch Kontakt hast. Oder ist es dann so jetzt auf deinen neuen Kontakte beschränkt, oder hast du noch Kontakt zu anderen Familienmitgliedern?

Speaker 2:

Ich habe Familie, aber ein Großteil davon ist leider schon verstorben, und die jüngeren Generationen sind jetzt alle ein bisschen weiter weggezogen. Das heißt, es ist für mich ein bisschen schwieriger, jetzt im Moment so einen engen Kontakt zu pflegen. Aber ja, ich habe Familie.

Speaker 1:

Okay, aber es ist gut zu wissen, dass die auch noch da sind, auch wenn sie weiter weg sind.

Speaker 1:

Ja schön, auch cool, also das. Persönlich und beruflich war diese Mehrsprachigkeit absolute Bereicherung. Das ist dein Leben Schülern öffnen. Du hast auch gesagt, dass du dich halt selber ein bisschen besser kennenlernen konntest dadurch, dass du jetzt in der Türkei lebst und diesen Teil deiner kulturellen Identität ja auch kennengelernt hast oder ein bisschen dich damit beschäftigen konntest. Und das sagt man ja auch ne mehrsprachige Person erleben die Welt oft durch verschiedene kulturellen Linsen, also bei dir eine türkische und eine deutsche Linse, würde ich mal so sagen. Und kannst du mir eine Situation beschreiben, in der deine Mehrsprachigkeit die eine ganz neue Perspektive eröffnet hat? Vielleicht ein bisschen schwierig, aber Schwierige Frage.

Speaker 2:

Gute Frage. Sag du mal ein Beispiel, vielleicht fällt mir davon ein Ja.

Speaker 1:

Also ich finde gerade wenn man so ein bisschen mit Abstand auf Deutschland guckt und dann vielleicht auch so ein paar Denkweisen, die man einfach immer hatte, infrage stellt, Einfach weil man das jetzt aus einer anderen Perspektive sieht, vielleicht aus der französischen oder aus der kanadischen jetzt so für mich, weil das sind zwei Länder, in denen ich mal länger gelebt habe Bei dir vielleicht, dass du sagst okay, ich habe immer als jemand, der in Deutschland aufgewachsen ist, was weiß ich in geschichtlichen Kontext so und so gesehen, und jetzt habe ich in der Türkei aber gelernt, da ganz anders drauf zu gucken Warbs da für dich mal so eine Situation.

Speaker 2:

Ja, also, was ich gelernt habe hier ist, dass der kulturelle Kontext viel ausmacht. Also, wenn du und ich jetzt als Deutsche zum Beispiel an Tisch sehen würden, sagen würden, der Tisch ist braun, weil wir gelernt haben, der Tisch ist braun, und dann würde vielleicht eine türkische Person den Tisch sehen und sagen, der Tisch ist grau. Und für diese Person ist der Tisch vielleicht einfach wirklich grau. Also, der Tisch steht jetzt natürlich für was ganz anders, und die Person wäre aber davon überzeugt, dass der Tisch grau ist, und alle anderen türkischen Personen werden vielleicht auch überzeugt, dass der Tisch grau ist.

Speaker 2:

Also, man muss einfach im kulturellen Kontext manchmal gucken, was richtig ist, und das ist nicht immer das richtig, was man selber mitbringt, sondern das, was die Umgebung auch vorgibt und gelernt hat als kollektiv ist oft auch entscheidend für die Bewertung einer Situation. Das ist das eine. Das andere ist aber, dass, obwohl du und ich dann lernen würden, der Tisch könnte vielleicht auch grau sein wie immer angehalten sind, uns auf unsere Werte zu besinnen und nach besten Wissen und Gewissen zu handeln. Das ist ganz wichtig. Also Werte orientiert handeln und sich immer seiner Werte bewusst sein und auch dessen bewusst sein, wo man herkommt. Das ist ganz, ganz wichtig, wenn man im Ausland lebt.

Speaker 1:

Ja, auf jeden Fall, und deshalb ist es eben halt auch wichtig, dass man diese, diese Verbindung hält, so heißt, durch den Sprachunterricht, was ja auch immer Kulturunterricht ist und Werteunterricht ist. Und ja, das finde ich sehr schön. Und was du mit dem Tisch angesprochen hast, da habe ich mich an mein Linguistikstudio mal erinnert Signifiant, signifiant, ja, genau, und auch so Studien, wenn man Menschen sagt, aus unterschiedlichen Kulturen, mit unterschiedlichen Sprachhintergründen. Stell dir mal einen Baum vor, und der Deutsche ist eigentlich auch aus der Linguistik.

Speaker 2:

Ja, genau.

Speaker 1:

Diesen schönen Baum vorne, diesen grünen Baum, und dann fragst du jemanden aus dem anderen Kulturkreis, und der sieht dann eine Zypresse oder was ganz anderes. Das finde ich auch immer wieder spannend, und das ja auf jeden Fall. Das lernt man dann eben, wenn man verschiedene Kulturen hat, und durch die man dann eben die Welt sieht und betrachtet und seinen eigenen Wertekompass dann eben halt auch hat. Das ist ganz wichtig. Ja, okay, also, du unterrichtest ja jetzt Deutsch als Fremdsprache oder auch als Zweitsprache, und das hat ja auch viele Herausforderungen, das weiß ich. Und was ist oder was sind einige der größten Hörden für Lernde, und wie gehst du da als Lehrkraft mit um?

Speaker 2:

Ich glaube, man muss unterscheiden Bei Kindern, die Deutsch als Fremdsprache lernen es ist ja so, dass die in der Regel zu Hause keinen Deutsch sprechen, und da ist einfach dann vielleicht die Hilfestellung durch die Familie eine ganz andere als bei Kindern, die Deutsch als Zweitsprache lernen oder als gleichwertige Familiensprache. Da kommt es dann auch immer drauf an sprechen beide Eltern Deutsch, spricht nur der Papa Deutsch, oder spricht nur die Mama Deutsch? Je nachdem haben die Kinder ganz unterschiedliche Niveaus diese mitbringen. Und ich glaube, was man auf jeden Fall nicht unterschätzen darf, ist, dass Sprache lernen für Kinder oft auch sehr anstrengend sein kann.

Speaker 2:

Wir haben ja selber vielleicht gelernt also bei mir war das zumindest so, dass man immer gesagt hat ja, die Kinder, die sind wie kleine Schwämme, die saugen alles auf, und das geht so ratzfatz, das ist kein Problem. Das ist meiner Erfahrung nach nicht ganz richtig. Ja, sie lernen unglaublich schnell, und sie machen riesen Fortschritte, die dann auch gefeiert werden. Aber auch die kleinen Fortschritte muss man feiern. Aber Sprachen lernen ist für Kinder oft auch ganz, ganz anstrengend, und da muss man ganz viel Geduld und ganz viel Verständnis auch mitbringen.

Speaker 1:

Ja, empathisch sein und auch das zu verbalisieren, zu sagen, oh ich weiß, du bist heute müde nach einem langen Schultag und nach einer langen Schulwoche, wenn es vielleicht auf dem Samstag stattfindet, und dann zu sagen, ja, versuch mal, dass wir doch noch ein Stückchen weiterkommen. Und auch zu loben und zu ermutigen. Ja, ich glaube auch, dass das eine Großwürde ist, und es ist, glaube, das ist auch etwas, wovor Eltern auch so zurückschrecken, dass sie sich nicht trauen, das zu Hause weiterzuführen. Dabei ist das ja auch wichtig. Der Unterricht ist das eine und dann auch die Unterstützung zu Hause, dass das eben weiter trainiert wird. Ja, es gibt ja viele. Wir haben es gerade über unser Studium unterhalten, da war die Lingoistik, aber ja, wir haben natürlich auch Methoden und Techniken, wie wir unser Wissen, unseren Sprachunterricht hier weitergeben können. Was findest du besonders effektiv im Fremdsprachenunterricht oder im Muttersprachenunterricht?

Speaker 2:

Zum einen die Wiederholung, also Übung muss sein, ja. Und zum anderen zwei Dinge, die super einfach umzusetzen sind und die ich jedem empfehle. Das eine ist spielen, spielen, spielen, spielen, ja. Und das andere ist Bewegung, also die Kinder nicht zwingen, am Schreibtisch zu sitzen und sich jetzt mal eine Stunde zu konzentrieren, und können die nämlich in der Regel nicht. Nein, können wir aber auch nicht, ja, also das ist so eine erwachsenden Lüge, die man sich gerne mal erzählt. Auch für Erwachsene ist es unglaublich schwer, eine Stunde lang zu sitzen und vielleicht einen Referat zuzuhören. Da falten wir auch glänklich ab.

Speaker 1:

Und für Kinder ist das auch schwer, und je jünger das Kind, desto geringer die Konzentrationsspanne, und deswegen viel, viel Bewegung auch, und auch Lernorte wechseln zum Beispiel Ja das finde ich auch spannend Das gewinnt ja jetzt immer mehr in Bedeutung durch die ganzen Coaches und Lerncoaches dass man sagt, das Kind kann auch in der Badewanne seine Hausaufgaben machen oder auf der Treppe oder draußen. Ich bin auch sehr dafür, draußen zu lernen, ja, aber da kommt auch aufs Kind an. Aber dass man Bewegung mit einplant, und das ist in so einem Klassenzimmer mit, das weiß ich, von 20, 30 Kindern oft gar nicht so leicht. Du unterrichtest ja auch viel online, aber schaffst du das trotzdem, dass die Kinder sich im Unterricht ein bisschen bewegen können, oder gibst du denen dann Tipps oder wie wir das zu gassen?

Speaker 2:

Also bei mir ist es ein bisschen einfacher als jetzt bei dir, vielleicht, weil ich immer nur eins zu eins unterrichte. Dann mir ist es ganz wichtig, dass ich auf die Bedürfnisse das einen Kindes eingehen kann. Ja, und dann schaue ich einfach, wie das Kind in dem Moment gerade ist. Also es gibt Kinder, da haben die Eltern auch ganz viel Sorge am Anfang und kommen zu mir und sagen ja, ich weiß nicht, ist meine Tochter überhaupt schon bereit dafür? Die ist immer so hibbelig, und die kann sich eigentlich nie konzentrieren, und schaffen wir das überhaupt? Und dann schaue ich einfach, wie das Kind gerade ist. Also, vielleicht muss das Kind jetzt mal auf dem Fußboden liegen und da dann ein bisschen schreiben oder vorlesen, vielleicht muss es sich auf der Couch einlullen, vielleicht möchte es unter den Tisch krabbeln und da sitzen, und es ist alles erlaubt, und Essen, trinken ist bei mir auch erlaubt, übrigens.

Speaker 1:

Ja, das finde ich nämlich auch ganz wichtig. Das ist bei mir auch immer erlaubt, und ich kann das auch nicht nachvollziehen. Wie kann man von einem Kind erwarten, dass es sich konzentrieren kann, wenn es vielleicht gerade richtig durst hat? und du siehst, ich trink hier auch ständig mein Wasser, ich brauche das einfach, und ich finde, das regt auch die Denkleistung an Ja, und dass das Gute ist klar, wenn man online unterrichtet, oder dann kann man kurz mal muten, wenn man gerade in so was ins Unzentje schreien weißt, oder ja, aber im Unterricht, weil mit one-on-one ist es natürlich noch einfacher, dass das dann die Bedürfnisse wahrzunehmen und auch zu sagen hey, das ist okay, wenn du dich jetzt auf die Couch setzt, das ist gar kein.

Speaker 2:

Thema. Und wenn das Kind dann mal so ein Tag hat, an dem es wirklich ganz viel Bewegung braucht, dann ist es auch okay, mal zu sagen hey, kannst du eigentlich einen Rad schlagen? Zeig mal, ob du das kannst. Ja, und vielleicht möchte das Kind dann mal zeigen, wie viele Räder es nacheinander schlagen kann. Ja, das dauert dann mal fünf Minuten, aber dann hat das Kind irgendwie so seinen Energischub, den es los wird, und danach ist es dann auch wieder bereit, was zu lesen oder was zu schreiben, und das ist einfach was, was man super auch zu Hause machen kann. Deshalb bitte nicht an den Schreibtisch quälen.

Speaker 1:

Nee, und ich glaube, das ist wirklich immer so ein Missverständnis, was Eltern denken, die lernen kann eigentlich nur im Schreibtisch stattfinden. Aber das ist nicht so Wirklich, liebe Eltern. Also, wenn ihr Deutsch machen wollt, oder egal welche Herkunftssprache, geht raus mit euren Kindern, lasst sie tun. Das kann viel, viel besser funktionieren, wenn ihr nicht im Schreibtisch sitzt, jedenfalls nicht immer Genau.

Speaker 2:

Und dann hat man nämlich dasselbe kennt, dass dann in der nächsten Woche da sitzt und einfach nur am Tisch sitzen mag und ganz toll arbeitet und konzentriert ist und dabei ist, und das ist ja auch ein neues Form abhängig, ja, total.

Speaker 1:

Das kennt man von sich selber. Vielleicht hat man schlecht geschlafen, wir haben gerade vollen Mund, das ist immer so eine Sache, dann morgens aus dem Bett zu kommen, und so geht das Kindern ja auch. Und die wachsen noch und verlieren Zähne und haben ganz viel zu tun mit ihrem Körper und mit ihrer geistigen Entwicklung. Und ja, da muss man wirklich einfühlsam sein und das Kind genau beobachten und kennen, ja, genau. Kannst du mir dann mal eine ganz besonders berührende oder lustige Geschichte aus deinem Unterricht erzielen, die auch so die Freude und Herausforderung des Spargenderns zeigt?

Speaker 2:

Also, süße Geschichten habe ich natürlich viele. Ich habe mit einigen Kindern schon angefangen zu lernen, als ich vier war.

Speaker 1:

Ja, das ist.

Speaker 2:

Und das war natürlich so ein Alter, in dem man natürlich auch hauptsächlich spielt. Also da lesen und schreiben wir noch nicht. Also da lese ich vielleicht dann mal vor. Und ich hatte da einen Jungen, der mit mir immer ganz gerne Ritter gespielt hat, und dann war er natürlich der Ritter, und ich war dann entweder der Drache oder der Blödmann Ist nett, und ja, in der Familie durfte nicht geflucht werden, aber Blödmann war so das Wort, das man benutzen durfte. Ja, und dann also, ich war dann der Blödmann, vielleicht ein Dieb oder so etwas, und er musste mich dann irgendwie überwältigen und dann natürlich töten als starker Ritter, und das hat auch immer viel Spaß gemacht. Und dann habe ich mich eines Tages eben von ihm verabschiedet und habe gesagt Tschüss, mein Schatz. Und dann guckt er mich an und sagt zu mir Tschüss, mein Süß, wie niedlich. Das fand ich so niedlich, da muss ich immer dran denken, wie er hat gesagt Tschüss, mein Süß.

Speaker 1:

Das ist echt niedlich. Ne, ja, ja dass. Die Altersgruppe finde ich auch so spannend und so süß. Ich habe das erst in Kanada so richtig kennengelernt, mit dieser Altersgruppe zu arbeiten. Die bringen echt unglaubliche Sachen hervor und macht einfach Spaß.

Speaker 2:

Ja, und zeigt auch, wie er eigentlich daran arbeitet, Sprache zu lernen. Ja, Weil wir sagen natürlich nicht Tschüss mein Süß zueinander. Nein, Wir würden sagen Tschüss meine Süße oder Tschüss mein Süßer. Aber alleine, dass er auf die Idee kommt, er könnte jetzt auch sowas sagen, und dass er versucht, das Wort irgendwie in diesen Satz zu integrieren, Das ist schon eine Leistung eigentlich.

Speaker 1:

Ja vor allem in dem Alter auch Ja, und das dann aufzunehmen, und da hast du dich bestimmt mega gefreut, ja, ja.

Speaker 2:

Das denke ich heute noch dran.

Speaker 1:

Ja, das sind so Sachen, die wärmen das Herz, und da denkt man ganz lange dran. Ja, schön, okay. Ja, also ich meine, wann hast du angefangen, als Lehrkraft zu arbeiten? Wie viel Jahre ist das jetzt her? Oder wann hast du damit?

Speaker 2:

begonnen. Ich habe schon während des Studiums angefangen zu unterrichten. Zuerst habe ich ganz kurz französische Nachhilfe gegeben, dann habe ich als Tutorin an der Uni unterrichtet, für drei Jahre lang, und nach dem Studium habe ich dann erst mal Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. Ich hatte im Studium auch Deutsch als Fremdsprache, so als begleitendes Fach, also nicht als Nebenfach. Damals war das noch nicht so richtig integriert in den Studienablauf, aber man konnte da also einzelne Kurse dazu buchen.

Speaker 1:

Stimmt das war bei uns auch so. Das war oft auch so zwischen Abschluss und Warten aufs wässeren Dariat oder so. Da konnte man das auch machen. Stimmt, das war früher so mutual.

Speaker 2:

Ja genau, und das habe ich dann gemacht. Und dann habe ich nach dem Studium Deutsch als Fremdsprache in der Erwachsenenbildung gemacht. Da hatte ich teilweise auch Jugendliche dann mit drinsitzen, aber auch eben Erwachsenen. Das waren alles Menschen, die aus irgendeinem Land kamen und in Deutschland etwas machen wollten. Also, ich hatte zum Beispiel einen russischen Frauenarzt, der da war.

Speaker 1:

Ist auch interessant, zu den medizinischen Begriffe dann mal zu lernen.

Speaker 2:

Genau, ich hatte eine spanische Businessfrau da sitzen, ich hatte einen brasilianischen Fußballer, also ich hatte ganz, ganz viele Leute. Ich hatte einen Teenie aus China und waren alle in einer Gruppe zusammen, und dann haben wir eben Deutsch als Fremdsprache da gelernt. Das war auch eine große Herausforderung. Dann an dem Institut, an dem ich war, sollte dann auch kein Englisch gesprochen werden. Das musste dann alles nur auf Deutsch erfolgen und die. Leute brachten dann natürlich keine Deutschkenntnisse mit.

Speaker 1:

Ja, und dann wie soll ich das tun? Aber es war auch sehr lustig.

Speaker 2:

Also, es hat gut funktioniert. Da habe ich auch erst mal das Potenzial so richtig begriffen, was Sprache auch mitbringt, wie viel man auch so erreichen kann, selbst wenn man keine andere Sprache hat, auf die man zurückgreifen kann, obwohl man das heute ja anders sieht und anders macht. Ich mache das auch jetzt anders.

Speaker 1:

Ich auch. Also, diese Einsprachigkeit habe ich auch im Studium gehabt und auch im Referendariat, ohne das gepredigt. Ich muss sagen, es war manchmal hilfreich. Ich hatte auch viele diese Willkommensklassen, diese internationalen Vorbereitungsklassen in Hamburg, ivk, und da waren manchmal eben auch Schülerinnen dabei, die kein Englisch gesprochen haben, und da war ich dann froh, dass ich darauf zurückgreifen konnte, wie ich auch einsprachig etwas unterrichten kann. Aber es ist auch toll, wenn man anfangs vielleicht auf englisch referentösisch oder auch spanisch zurückgreifen kann und somit dann eine Brücke schlagen kann. Das finde ich auch manchmal richtig, richtig gut.

Speaker 2:

Und bei Erwachsenen ist es, glaube ich, noch mal ein bisschen einfacher als bei Kindern. Und jetzt also seit Corona arbeite ich ja nur noch online. Früher habe ich auch in Personen unterrichtet, Und ich habe mich mittlerweile jetzt auch auf die Arbeit mit Kindern spezialisiert. Aber für Kinder, die gerade auch online lernen es ist unglaublich schwer, wenn du Deutsch als Fremdsprache unterrichtest und keine Basis hast, auf die das Kind zurückgreifen kann. Und deswegen erlaube ich zum Beispiel auch, dass man dann Englisch spricht am Anfang, Und wir machen das so, dass ich viel auf Englisch erkläre, Und dann machen wir die Übung, Und nach und nach wie sagt man also nach und nach verringern wir das Englisch im Unterricht, Bis das Kind in der Lage ist, vollständig auf Deutsch den Unterricht zu bestreiten.

Speaker 1:

Genau, und man kann ja auch wirklich immer wieder was einflächten lassen. Also, ich mache das auch so viel im Unterricht, dass ich sage okay, hör mal zu. Das ist dann, wenn man sich anhören möchte, in Audio oder so was, oder schreib mal auf, oder ordne die Paare zu, dass sie so diese Prompts, diese Anweisungen halt verstehen. Und dann wissen ja, dass wir sie, dass ich das mache, und ja, ich finde das auch richtig wichtig, dass man vielleicht auch erst mal Vertrauenschaft. Ich habe ja besonders viel mit Kindern und Jugendlichen zu tun, die es ablehnen, deutsch zu sprechen, die also sich wirklich die Ohren zu halten und mit ihren Eltern auf keinen Fall Deutsch sprechen wollen.

Speaker 1:

Und da kann Englisch tatsächlich auch eine Brücke sein, dass man sagt okay, ich kann dich auch anders erreichen, aber die schneiden dann meistens schon sehr schnell, dass ich doch dann immer wieder beim Deutschen bleibe und so. Aber das kann auf jeden Fall ein bisschen auch die Angst nehmen vor dieser Sprache und vor dieser Ablehnung, und ich, dass ich dann halt nicht die Mutter bin, ist das dann sowieso dann noch mal was ganz anderes. Ja, cool, und ja, du hast ja gerade schon erzählt, du hattest ja so ein Porturil von Leuten in deinem Kurster sitzen, und hast du da das Gefühl gehabt, dass du nicht nur die Sprache vermittelt, sondern auch eine Brücke baist zwischen Ulturen. Also ich habe mal das relatable.

Speaker 1:

Ja, na klar Ja kannst du das mal so? also, was war so dein Ah-ha-Moment, wo du gedacht hast okay, ich unterrichte hier nicht nur was weiß ich das Perfekt im Deutschen, sondern ich habe hier auch gerade eine Brücke gebaut zwischen der chinesischen oder russischen Kultur und der deutschen oder türkischen Kultur. Wie, was war da so ein vielleicht mal ein Erlebnis, wo du gedacht hast wow, cool.

Speaker 2:

Also, was ich in meinem Kurs gemacht habe das war relativ zu Ende unserer gemeinsamen Kurszeit war, dass ich eine Erlaubnis eingerohlt habe, mit meinen Schülerinnen und Schülern was trinken zu gehen. Das war ein Sommertag, und wir haben also dann natürlich auch darauf hingearbeitet, und dann sind wir gemeinsam in Form einer kleinen Exkursion auf einen schönen Platz gegangen Es gibt ja in Deutschland immer diese schönen Marktplätze, wo es auch ganz viele Cafés gibt und haben uns dahingesetzt, und dann durfte ich jeder mal was selber bestellen. Und das sind einfach so Erlebnisse, die machen Spaß, weil man dann auf das Klassenzimmer ist, und das zeigt natürlich auch, dass die Menschen was lernen, was sie anwenden können. Jeder, der nach Deutschland kommt oder ein anderes Land kommt, der möchte sich ja zurechtfinden, und deswegen war das, glaube ich, schon ein ganz schönes Erlebnis für diese Schülerinnen und Schüler damals.

Speaker 1:

Ja, das dann wirklich zu auszuprobieren, was sie nun im trockenen sag ich mal gelernt haben. und jetzt raus in die Welt. Wir haben das auch gerne gemacht, dass wir unsere Schülerinnen und Schüler dann mitgenommen haben in die Hamburger U-Bahn und dann zusammengeguckt haben Wie kommen wir denn da und dahin, wie so eine Rallye, dass das macht einfach viel Spaß. und dann auch zu gucken, wie funktioniert das oder was sage ich denn, oder wie finde ich mich zurecht, und wie wird das regelt, cool, ja, jetzt hast du gesagt, die Leute wollten sich natürlich zurechtfinden. Wir haben ja eine ziemlich globalisierte Welt, und das geht immer weiter. Mehrsprachigkeit spielt immer eine größere Rolle. Und was meinst du, welche Rolle spielt Deutsch im Kontext der internationalen Kommunikation? Ist das wichtig, dass man Deutsch kann?

Speaker 2:

Ja, finde ich schon. Das wird oft auch unterschätzt, denn die Familien, mit denen ich zum Beispiel zusammen arbeite, die haben ja alle im Hinterkopf, das könnte sein, dass wir irgendwann in unsere deutschsprachige Heimat zurückgehen oder dass wir einen bestimmten Zeitraum dort verbringen, wenn das zum Beispiel eine mehrsprachige, multikulturelle Familie ist, dass sie sagen. Vielleicht wollen wir auch mal fünf Jahre in Österreich leben, oder vielleicht wollen wir zehn Jahre nach Deutschland, bevor wir wieder woanders hingehen. Dafür ist es wichtig, dass man dann eigentlich die Sprache schon gut beherrscht, auch in Schrift, also dass man auch schreiben kann. Das darf man nicht unterschätzen, und es ist natürlich auch für die langfristige Planung ganz, ganz wichtig. Ich möchte damit niemanden in Stress machen, aber ich erlebe das immer wieder, dass Familien natürlich auch im Hinterkopf haben mein Kind soll später mal studieren oder die Möglichkeit haben zu studieren.

Speaker 1:

Ja, natürlich.

Speaker 2:

Und viele sagen dann okay, mein Kind wird vielleicht in England studieren, weil England gute Studienmöglichkeiten anbietet. Aber manche sagen auch hey, warum sollte mein Kind nicht in Deutschland studieren? Das Studium in Deutschland ist nicht das Schlechteste, und da muss man natürlich Deutsch lesen und schreiben können Und es kostenlos.

Speaker 1:

Das ist ja ein ganz Argument. Ja, wenn man sich Studiengebühren in den USA oder auch Kanada anguckt. Das ist ein. Riesenunterschied. Das ist wirklich ein Punkt für ganz viele.

Speaker 2:

Familien. Und selbst wenn das nicht gegeben ist, dann muss man immer noch sagen okay, vielleicht studiert dein Kind in Kanada ab, weil ihr dort lebt, aber Deutsch ist Wissenschaftssprache. Was macht ihr dann? wenn dein Kind jetzt irgendwas studiert und in dem Feld wird ganz viel in deutscher Sprache geforscht dann muss dein Kind unter Umständen an der Uni sitzen und Deutsch nachlernen. Das ist doch blöd.

Speaker 1:

Und das dann in der Zeit, wo das sowieso schön so stressig ist. Genau, und ja, ich finde es auch ganz wichtig, was du sagst, dass man es eben auch in Wort und Schrift beherrscht. Nach wie vor schreibt man seine Thesen, schreibt man seine Examsarbeiten und so dann auf Deutsch, wobei es natürlich auch eingesprachliche Studiengänge in Deutschland gibt, aber das ist doch immer noch die Minderheiten, und man will sich ja auch zurechtfinden in dem Land. Ja, genau, ja, okay, also das ist auf jeden Fall nach wie vor wichtig, dass man Deutsch dann auch lernt und kennt, auch international. Und ja, das sind einmal so individuelle Vorteile von Wehrsprachigkeit, die man hat, zum Beispiel, um sich seinen Studienland auswählen zu können. Aber es gibt ja auch gesellschaftliche Vorteile. Was meinst du, und welcher Weise trägt das Erlernen einer anderen Sprache hier jetzt Deutsch, deiner Meinung nach dazu bei, dass man mehr Toleranz und Verständnis hat wie für andere?

Speaker 2:

Naja, sprache transportiert ja eben auch Kultur. Also ich habe ja auch einen Mann geheiratet, der nicht deutschsprachig ist, der andere Sprachen spricht, die ich teilweise nicht spreche. Wir haben auch eine Familiensprache bei uns, es ist türkisch, aber wir sprechen da oft darüber wie sagt man das in deiner anderen Sprache, man das auf Deutsch? Es transportiert Kultur, und das ist schon wichtig, würde ich sagen.

Speaker 1:

Ja, und fördert sicherlich auch Toleranz, dass man nicht sagt, so alle, was weiß ich, aliens sind so und so oder das, einfach, um mal jetzt ein Beispiel zu sagen, sondern dass man eben halt auch mehr Verständnis hat, wie Kultur funktioniert oder welche Werte transportiert werden. Ja, spannend, sehr spannend. Okay, dann kommen wir mal zum Schluss. Also, ich könnte ja stundenlang mit dir weiter reden, aber ich möchte, dass du auch irgendwann wieder ein Unterricht macht. Und ja, was ist denn so der beste Rat schlag von dir, den Duhm sprach Schülerin geben kannst, die die mit aufkommenden Frust zu kämpfen haben, also Schülerinnen und Schüler, die Deutsch lernen wollen, aber immer mehr Frust haben, weil sie das mit den Fällen nicht hinkriegen oder weil der der, die das nicht einzuordnen ist? Was kannst du denen für den Ratschlag mitgeben?

Speaker 2:

Ich verstehe, dass es frustrierend ist, wenn man etwas nicht gleich kann oder wenn man etwas immer wieder falsch macht. Aber ich glaube, es ist ganz wichtig zu verstehen, dass man die Dinge, die man nicht kann, noch nicht kann. Growth Mindset ganz wichtig, genau. Vielleicht kannst du die richtigen Artikel jetzt noch nicht, vielleicht kennst du ein paar Tipps und Tricks nicht, die dir helfen, mit Artikeln besser umzugehen. Es ist wichtig, sich auch Zeit zu lassen und nett zu sich selber zu sein Das würde ich sagen. Also immer viel Verständnis für sich selbst zu haben und wenn es dann mal ganz frustrierend ist, das dann auch anzuerkennen und zu sagen okay, heute finde ich das echt mega frustrierend, und heute habe ich so gar keinen Bock auf Deutsch, aber nächste Woche ist es vielleicht anders. Oder dass man dann auch in der Situation versucht, etwas zu ändern.

Speaker 1:

Ein Beispiel, was zu spielen, richtig etwas zu spielen oder sich eine App zu nehmen, mit der man erstmal ein bisschen auf Deutsch daddelt, sag ich mal, so dass man einfach erstmal wieder ein bisschen den Fokus auf ein Erfolg setzt und sagt okay, ich habe vielleicht jetzt nicht den Aufsatz geschrieben, aber ich habe immerhin die Satzarten beübt oder Konjunktionen geübt.

Speaker 1:

Ja, das finde ich ein ganz tollen Ratschlag Netz sein zu sich selber und sich selber auch zu vergeben und sich selber zu beobachten, bedürfnis orientiert, auch mit sich selbst umzugehen. und ich glaube, das kann man auch als Ratschlag für Eltern geben, dass man sagt okay, ihr habt jetzt vielleicht noch nicht so viel Deutsch mit euren Kindern gesprochen, aber jeden Tag und selbst wenn das nur eine ganz kurze Unterhaltung ist, wie guten Morgen oder gute Nacht, meine Süße, mein Süßer, dann ist schon viel gewonnen, und das ist ein Anfang. und nicht jeden Tag muss man am Schreibtisch sitzen und Vokabeln pauchen oder irgendwelche Übungen machen, sondern geht raus, spielt mit euren Kindern und dabei ganz spielerisch auch Deutsch zu üben, ist ein großer Gewinn. Wow, hast du abschließend noch was, jasmin, was du erzählen möchtest, was du Eltern vielleicht noch mitgeben möchtest oder Familien, die als Familiensprache Deutsch?

Speaker 2:

haben. Ja, für die Familien, die jetzt gerade vielleicht überlegen, ins Ausland zu ziehen, finde ich es ganz wichtig, sich Gedanken zu machen, was man eigentlich mit der deutschen Sprache machen möchte, also welche Bedeutung die deutsche Sprache weiterhin haben soll für die Familie. Das ist nämlich von Situation zu Situation unterschiedlich. Das kommt natürlich darauf an. Gehst du als Expert ins Ausland, wirst du auswandern, und vielleicht denkst du, dass du gar nicht mehr zurück kommst, oder wirst du Langzeitreisende sein, je nachdem, was deine Lebensumstände sein werden.

Speaker 2:

Lieber Mama oder lieber Papa, hat das Einfluss darauf, wie du mit deinem Kind arbeiten kannst. Und ich würde auf jeden Fall so früh wie möglich anfangen. Das heißt nicht, dass man mit vier Jahren schon da sitzen muss und irgendwelche Aufgaben lösen muss, aber ich würde so früh wie möglich anfangen, routinen zu stabilieren. Ja, also, haben wir eine Vorleseroutine am Abend, wenn die Kinder ins Bett gehen, oder haben wir nach dem Mittagessen eine halbe Stunde, in der wir zusammen was malen oder was basteln?

Speaker 2:

Wenn man das macht, dann kann man ganz leicht später überleiten, mit Häftchen zu arbeiten und mit Schulbüchern zu arbeiten, und Schulbücher und Häftchen sind euer Freund. Das muss ich auch immer wieder betonen. Es gibt so viele Leute, die glauben, diese Schulbücher und diese Häftchen sind so schrecklich. Nee, ich wäre froh, wenn ich diese gehabt hätte in meiner Kindheit. Die sind heute so schön aufbearbeitet, und sie haben eine gemeinsame Routine hat. Wer schon nach dem Mittagessen sowieso zusammen malt, für den wird es so einfach sein, überzuleiten, und man muss nicht alles alleine machen. Es ist auch ganz wichtig, es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, sich Hilfe zu holen. Man ist auf jeden Fall nicht alleine.

Speaker 1:

Genau zum Beispiel bei dir.

Speaker 1:

Bei dir könnte man sich auch Hilfe holen oder bei mir ja auch, wenn das Kind sich total verweigert, und bei dir eher, wenn das Kind vor hat, wirklich auf eine deutsche Schule zu gehen oder aufs Gymnasium zu wechseln. Das ist echt eine super Sache, die du da anbietest, und ich glaube, sehr, sehr hilfreich auch für Familien, die das jetzt hier hören. Es gibt Apps auch natürlich, die man einsetzen kann, und ich finde deine Tipps auch richtig gut, kann ich auch nur so unterschreiben Rituale, routinen spielerisch rangehen, das ist ganz, ganz wichtig und super.

Speaker 2:

Bei uns hier in Istanbul gibt es zum Beispiel von der deutschen evangelischen Kirche ein Kindertreff. Ja, da kann man sein Kind anmelden, und da kann man dann einmal in der Woche hingehen, Und so gibt es ganz viele Angebote. Es gibt Theaterklassen, in denen Theaterstücke auf Deutsch eingeübt werden für Kinder, die Deutsch lernen sollen, auch für Kinder, die zu Hause keinen Deutsch sprechen. Da muss man einfach ein bisschen die Augen aufhalten. Es gibt Facebook-Gruppen, es gibt andere deutschsprachige Eltern selbst wenn die Kinder auf eine internationale Schule oder einen internationalen Kindergarten gehen die daran interessiert sind, dass man sich mal trifft. Man muss auf keinen Fall alles alleine machen, und man kann sein Kind gleichzeitig in die Schule schicken und trotzdem zu Hause Deutsch lesen und schreiben lernen.

Speaker 1:

Ja, das ist ganz, ganz wichtig, dass man das nicht aus den Augen verliert. und wie du schon sagt, das Community is everything, dass man sich wirklich umguckt. Das ist so ein bisschen mit Recherche verbunden, aber wir haben das in Kanada auch so gehabt, dass es natürlich auch deutschsprachige Familien in der Umgebung gab, und wir haben uns dann Playdates gesetzt, dass die Kinder auch zusammen einmal Deutsch sprechen, und das ist auch schön, dass das darf auch sein, und natürlich haben wir ja trotzdem die Umgebungssprache ganz selbstverständlich, und die findet ja auch in der Schule dann statt, aber dass man eben auch die Herkunftsprache pflegt und eine Community hat, wo man sich mal austauschen kann darüber, wie das ist, genau. Oh, herr Smien, das war wunderbar, dieses Gespräch. Danke, dass du mir deine Einblicke und Erfahrung mitgeteilt hast, dass du es mit uns geteilt hast. Also, du hast uns hier definitiv inspiriert, und ich finde das richtig toll, wie du Mehrsprachigkeit förderst mit deiner Arbeit und Kinder und Familien unterstützt auf ihrer Reise zur Mehrsprachigkeit. Ja, ganz, ganz herzlichen Dank dafür. Wie gesagt, ich könnte noch ewig mit dir weitererhelfen.

Speaker 2:

Ja, mir würde das jetzt auch Spaß machen jetzt noch zwei, drei Stunden mehr zu sitzen. Ich habe kein Problem mit, ich müsste mir einfach so einen regelmäßigen Austausch irgendwie machen, nicht immer nur zu Weihnachten als Weihnachtsfeiern, sondern öfter mal im Jahr Öfter einen Austausch haben.

Speaker 1:

ja, ja, jetzt finde ich nämlich auch wichtig, dass sich auch Lehrkräfte oder Coaches oder Coachings zusammentun und einfach mal sich austauschen. dann wächst sowas auch. Man fühlt sich vielleicht nicht immer so allein in der Arbeit.

Speaker 1:

Ja, ganz herzlichen Dank. Das war es für heute von mir mit der wunderbaren Jasmin von Expertdeutsch, mehrsprachige Deutschlehrerin, Und ich freue mich, wenn du, liebe Hörerinnen, lieber Hörer, nächsten Sonntag wieder beim Podcast Deutschling Deutsch Fireway einschaltest. Meine E-Mail-Adresse oder auch Kontaktdaten zu Jasmin findest du unter den Show Notes, Und ich freue mich, von dir zu hören. Bis zum nächsten Mal und wie immer, macht's gut, habt Spaß und bleibt fröhlich beim Deutsch lernen. Eure Nadine von Deutschling Deutsch Fireway, heute mit Jasmin Meier. Dankeschön.

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